Eine öffentliche Integrierte Gesamtschule in Eversburg!

Am 10.2.09 hat der Rat mehrheitlich (OB, SPD, Grüne, UWG, Linke) der Vorlage der Verwaltung zugestimmt und für die Errichtung einer 5- bis 6-zügigen Integrierten Gesamtschule mit Oberstufe (IGS) am Standort Eversburg votiert.

Als Entscheidungsgrundlage diente eine mit umfassenden Zahlenmaterial unterlegte Vorlage der Verwaltung, wie ich sie bisher noch nicht kennen gelernt habe. Die Vorlage nahm die gesamte Schullandschaft in Osnabrück in den Blick, verdeutlichte die Schülerströme und operierte mit aktuellen und validen Zahlen.Einige dieser Zahlen und Fakten haben mich überrascht, andere wiederum wollte ich gar nicht wahr haben. Ich persönlich habe mir gewünscht, dass eine Gesamtschule in evangelischer Trägerschaft in Eversburg und gleichzeitig eine IGS am Schölerberg entstehen könnte. Aber nach Vorlage aller Informationen müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass das nicht funktioniert, und zwar aus schulpolitischen und finanzpolitischen Gründen. Prognostiziert werden für Osnabrück nahezu konstante Schülerzahlen für die nächsten 10 Jahre. Dies bedeutet ganz klar nur eine Gesamtschule. Die schulpolitische Entscheidung, die wir im Rat getroffen haben, lautet: Ja, wir wollen eine IGS in Osnabrück, und das soll eine öffentliche Schule sein. Wir wollen eine IGS, die gemeinschaftliches Lernen ermöglicht. Die Förderung und Forderung von individuellem Leistungsvermögen eines jeden Schülers stehen dabei im Mittelpunkt. Die IGS ist die Schulform mit der höchsten Durchlässigkeit.

Die vorgelegten Zahlen zeigen sehr deutlich, dass es bei der Errichtung einer Gesamtschule in evangelischer Trägerschaft in Eversburg zu einer weiteren Verschiebung der Schülerströme weg von den öffentlichen Schulen hin zu einer „konfessionellen“ privaten Schule käme. So wie wir es bereits im Haupt- und Realschulbereich in Richtung der katholischen Schulen verzeichnen. Das kann nicht das Ziel des Rates sein, denn unser Augenmerk hier muss zuallererst den öffentlichen Schulen gelten! Als wir am 17.7.2007 mehrheitlich im Rat (gegen die Stimmen der SPD bis auf 4, ich gehörte auch dazu) die Verwaltung beauftragten, Verhandlungen mit der evangelischen Kirche zwecks der Übernahme des Schulzentrums Eversburg zu führen, bestand noch ein gesetzliches Errichtungsverbot für Gesamtschulen. Ich hielt und halte diese Entscheidung unter der beschriebenen Prämisse für richtig. Denn: nur so gab es eine Möglichkeit, eine weitere Gesamtschule für Osnabrück zu erhalten, da ja private Träger wie die evangelische Kirche dies in Aussicht stellten. Seit dem Fall des gesetzlichen Errichtungsverbots für Gesamtschulen hat aber die Stadt die Möglichkeit, die Schullandschaft vorwärtsgerichtet selbst zu gestalten. Finanzpolitisch stellt sich das ganze Thema so dar: Bei der Einrichtung der IGS an der Käthe-Kollwitz-Schule (KKS) kämen auf die Stadt rund 26 Mio Euro zu (rd. 19 Mio IGS KKS zzgl. 7 Mio Sanierung Schulzentrum Eversburg), da das Gebäude der KKS einen immensen Sanierungsbedarf aufweist. Bei der Errichtung einer kooperativen Gesamtschule in Eversburg durch die evangelische Kirche wären es rund 16 Mio Euro (rd. 11 Mio Sanierung KKS zzgl. 5 Mio Sanierung Eversburg). Bei der 5- bis 6-zügigen IGS in Eversburg bleiben die Kosten deutlich unter 15 Mio Euro (davon rund 7 Mio energet. Sanierung des bestehenden Gebäudes, mittelfristige Aufgabe des Schulstandortes Schölerberg, daher keine Sanierungskosten dort). Was wir uns als Stadt leisten können, liegt klar auf der Hand.

Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht. Aber nach den Fakten ist aus unserer Sicht eine andere Entscheidung nicht vernünftig, nicht möglich. Ich danke an dieser Stelle ausdrücklich der evangelischen Kirche für ihr Engagement, welches in vielen Bereichen der Stadt Osnabrück nach wie vor wichtig ist und weiter sein wird. Unser Dank geht auch an die Eltern, Schüler und das Kollegium der KKS, deren Enttäuschung wir sehr gut verstehen können. Aber diese sollten auch bedenken, dass ihre Konzepte in die neue IGS einfließen werden und somit ihre Arbeit nach wie vor wertvoll ist. Hinsicht lich der schulrechtlichen Umsetzung nehmen wir unseren Oberbürgermeister beim Wort, der zusagte gemeinsame Gespräche mit der Landesschulbehörde und dem Kollegium der Schule zu führen. Dies liegt uns sehr am Herzen.

Eure Marion Fiolka-Dörpmund

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